Comeback mit Pauken und Trompeten

Nach zwei Jahren Konzert-Abstinenz tritt die Liedertafel unter neuem Namen, aber mit gewohnt hoher Qualität auf: Der Auftritt des Ensembles “Vocal AmpArt” ist eine Wohltat für die Ohren.

Die Stimmung ist freudig bis euphorisch. Könnten doch die Voraussetzungen für den ersten Auftritt von Vocal AmpArt nicht besser sein: ein strahlender Frühsommer-Sonntag, fröhliche Menschen, die rund ums und im Dachauer Schloss ein Wiedersehen nach zwei Jahren Corona-Zwangspause feiern, ein gut besetzter Renaissance-Festsaal und ein Programm, das Jubilieren quasi inkludiert: Antonio Vivaldis mitreißendes Gloria RV 589, Georg Friedrich Händels Konzert für Orgel und Orchester HWV 290 und Wolfgang Amadeus Mozarts Vesperae Solennes de Confessore KV 339.

Was gerade etwas verunsicherte Zeitgenossinnen und Zeitgenossen in Sachen Vocal AmpArt des Rätsels Lösung schon sehr viel näher bringt: einer der großen Dachauer Chöre, die Liedertafel Dachau und nicht eine Boy Group oder ein A-Cappella-Ensemble verbirgt sich hinter dem Namen. Warum? Die Liedertafel hat sich 143 Jahre nach ihrer Gründung umbenannt, weil sie “ihr Erscheinungsbild modernisieren will”, wie es im Programmheft heißt. Sei’s drum.

Denn glücklicherweise ist die Qualität auf hohem “alten” Niveau geblieben. Das zeigten Sängerinnen und Sänger, das Seraphin-Ensemble München, Konzertorganistin Angela Metzger sowie die Solisten Elif Ayetekin (Sopran), Anna-Luise Oppelt (Alt), Bernhard Schneider (Tenor) und Christof Hartkopf (Bass) unter dem Dirigat von Chorleiter Emanuel Schmidt eindrücklich in diesem wahrhaft gloriosen Konzert, das alle Beteiligten mit Bravour meisterten.

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Schade nur, dass die fabelhafte Angela Metzger an der für ihr Können viel zu klein dimensionierten Truhenorgel je nach Sitzplatz kaum zu hören war. Doch wie sie Händels Orgelkonzert HWV 290 spielte, ließ dieses kleine Manko schnell vergessen. Metzger ist eine Virtuosin an ihrem Instrument. Sie spielte klar, hochkonzentriert und – wo es angebracht war -, so anmutig und im zweiten Satz so höfisch-tänzerisch, dass man sie sich gut bei einer der legendären kurfürstlichen Festivitäten im Dachauer Schloss vorstellen konnte. Besonders beeindruckend: ihre Dialoge mit dem Orchester, die dieses Orgelkonzert zu einer stimmigen Einheit verschmelzen ließen.

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Dorothea Friedrich

 

Süddeutsche Zeitung, 17.5.2022