Organists‘ Review

Aus Organists‘ Review” (UK), 12/2022

Diese CD bringt Repertoire aus dem 17. und 18. Jahrhundert mit zeitgenössischen Werken in einem anregenden Programm in Dialog. Das Instrument ist eine Orgel mit 41 Registern, die 2009 von der niederländischen Firma Reil nach Vorbildern des norddeutschen Barock gebaut wurde. Sie eignet sich gut für die Stücke von Buxtehude, Bach und Scheidt, die alle mitreißend gespielt werden. Die Registrierungen sind immer klar; das Plenum ist aufregend, aber nie aufdringlich. Metzgers Artikulation ist sehr klar, besonders bei Buxtehude und BWV 564, was den Stücken eine tänzerische Qualität verleiht.

Die drei zeitgenössischen Werke sind alle in irgendeiner Weise mit den Traditionen der Orgelmusik des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts verbunden. Das Titelstück von Danksagmüller (geb. 1969) spielt mit den kreativen Möglichkeiten der Traktur, um eine Klangwelt zu erschaffen, die sowohl mystisch als auch industriell ist. Die Register werden im Laufe des Stücks nur teilweise und in unterschiedlichem Maße gezogen, wodurch unerwartete Resonanzen entstehen und mit den Erwartungen an die Klangfarbe gespielt wird. Inspiriert von Hieronymous Boschs The Garden of Earthly Delights (Der Garten der Lüste), hat das Stück ein relativ minimales melodisches Material, das sich gut mit den unerwarteten Klangfarben zu einer skurrilen und faszinierenden Komposition verbindet. Foccroulles Toccata greift sowohl auf die freien als auch auf die choralgebundenen Kompositionspraktiken der Barockzeit zurück. Glaus’ Strophen sind eine äußerst wirkungsvolle Antwort auf Scheidt, voller fragmentarischer Erkundungen von Farbe, Textur, Klang und Stille. Angela Metzger vermittelt diese höchst kontrastreichen Stücke mit Verve; ihre rhythmische Präzision und fein kontrollierte Artikulation verleihen den Stücken ein echtes Gefühl von Unmittelbarkeit und Vitalität.

Martin Clarke

 

Organists’ Review, 12/2022, p.71