Ein hinreißender Auftakt

Orgelsommer Angela Metzger gibt ihren Einstand auf der Karhausenorgel in St. Alban

Görwangs Mit einem hinreißenden Auftakt starteten die nachmittäglichen Sommerkonzert in der lichtdurchfluteten Barockkirche von St. Alban. Ihren Einstand an der Karhausen-Orgel mit drei Manualen und 30 Registern gab die Münchner Kirchenmusikerin und Konzertorganistin Angela Metzger. Sie bezauberte das zahlreiche Publikum mit ihrer farbenreichen Darstellungskunst an diesem unvergleichlich französisch und barock inspirierten Instrument von 1980 im erhaltenen Barockprospekt.

Mit ihrem aufregenden Bogen von der Spätrenaissance zur zeitgenössischen Moderne gab Metzger ein inspierendes Programm. Anspielungsreich umkreiste sie die deutsche Orgeltradition um Johann Sebastian Bach. So verlieh Felix Mendelssohn-Bartholdy erstmals seit Bach dem Orgespiel wieder neue Impuse. Die letzte seiner sechs Orgelsonaten von 1845 greift einen Bach-Choral samt gelehrerter Fuge auf. Doch zeigt sie ganz im Sinne der Romantik eine neue frei Anordernung mit einem fantastisch virtuosen, 190 Takte langen Variationssatz.

Die 32-jährige Organistin zeigte auch den von Bach bewunderten Lübecker Meister Dietrich Buxtehude und den frühen Amsterdamer Organisten Jan Pieterszoon Sweelinck. Die Melodie seines in vier Variationen erhaltenen Liedes “Onder een linde groen” spielte sie mit schnarrenden Zungenregistern zauberhaft wie eine alte Drehleierweise.

Klare, virtuose Spielkunst

Die vielfältigen französischen Terzregister der Karhausen-Orgel beantwortete Metzger mit der kühnen Kombination aus adreten Barocktanzsätzen der Pariser Komponistin Élisabeth Jacquet de La Guerre und der rasanten Orgelkomposition “Livre d’orgue” von 1981 des Schweden Bengt Hambraeus. Der Kompositionsprofessor an der McGill Universität in Montreal nahm darin Bezug auf das gleichnamige Werk von 1951 seines Lehrers Olivier Messiaen und schrieb es für die neue, französisch ausgerichtete Universitätsorgel. In dem hell schwebenden Stimmengewisper über mächtigen Klangblöcken offenbarte sich die herrlich klare, virtuose Spielkunst der wiederholt ausgezeichneten Konzertorganistin mit ihrem leichtfüßigen Pedalstaccato.

Den Abschluss bildete eine Bachsche Kantatensinfonia in einer glanzvoll motorisch ausschwingenden Orgelbearbeitung von Friedemann Winklhofer, Professor an der Münchner Musikhochschule, an der auch Angela Metzger ihre Ausbildung erhielt.

Gabrile Schroth

 

Allgäuer Zeitung, 09.06.2018